Citytriathlon Frankfurt 3. August 2014


Citytriathlon Frankfurt

 

Frankfurt City Triathlon

 

Alias

 

„Das geht unter 3!“

 

 

 

Wecker: 04:45 – Raceday – „Echt jetzt?“

 

So oder so ähnlich waren die ersten Gedanken am 3. August 2014, mein Debüt-Tag auf der Olympischen Distanz, nach einer nahezu schlaflosen Nacht. Motiviert durch die aufmunterten Worte von Henning darüber, wie überbewertet Schlaf in der Nacht vor einem Wettkampf doch eh sei, machten wir uns gemeinsam auf den Weg zum Langener Waldsee. Zuvor noch ordentlich gefrühstückt, rumorte nun der Bauch, der natürlich mit der Nervosität heute gemeinsame Sache machte und mich auf Trab hielt.

 

Am Tag zuvor hatte die olympische Reise bereits begonnen. Startunterlagen abholen, Wettkampfbesprechung, hektisch noch ein Startnummernband kaufen, Rad einchecken und eifrig Henning mit tausend Fragen und Überlegungen zum Rennen terrorisieren. Wir waren doch recht k.o. nach diesem Organisations-Tag und dabei kam der Wettkampf für mich ja erst noch!

 

Dann gings also los. Trotz Magenprotest, klopfendem Herzen und permanenten Dauer-Kopfschleifen, welche jede Sekunde des Rennens genau durchplanen wollten. Eigene Zielvorgabe: Unter 3 Stunden wieder ankommen, möglichst heil und halbwegs manierlich. Manierlich fiel es mir schon schwer, zum Start zu gelangen. Die Schlange vor dem Dixi war lang, der Bedarf groß und klein Jillchen mal wieder spät dran. 5 Minuten vor dem Start sah man mich dann gezwungener Maßen „Einlaufen“, um rechtzeitig vor dem Startschuss der pinken Fraktion - alias Konkurrentinnen - dann doch noch mal einige wenige Züge im See zu vollbringen. Nachdem ich erkannte, dass ich ohnehin keine Zeit für ausgiebigere Adaptionsübungen im Wasser hatte, sortierte ich mich dann doch recht manierlich inmitten einer typisch weiblich schnatternden Schar pinker Badekappen ein. Noch ein suchender Blick…ah, Henning gesichtet, alles wird gut….ein Foto zum „Abschied“ und schon gings per Pistolenschuss auf die Reise über 1,5 km Schwimmen, 45 km Radeln und 10 km Sightseeing-Lauf.

 

Kaum im Wasser, machte ich an meine Zielzeit einen großen Haken und dachte „Was solls“. Um mich herum ein Gewirr aus Beinen, Armen, pinken Köpfen gepaart mit Tritten, Stößen, Schlägen und Fingernägeln. An sowas wie ordentlich Schwimmen war nicht zu denken. Nach einer gefühlten Ewigkeit der erste Moment zum „Frei-Schwimmen“ und die Erkenntnis, dass heil durchkommen wichtiger ist als eine gute Zielzeit. Also gings kraulend weiter, entspannt aber ambitioniert, die Bojen so gut es ging im Blick. Irgendwann kam das Ufer nach dem „U“-Schwimmen dann auch endlich wieder näher und der Gedanke „Wann ist das Schwimmen endlich vorbei“ war mir gefühlt ins Gesicht geschrieben, obwohl es eigentlich sehr gut lief. Die ersten Männer der nachfolgenden Startgruppe überholten fleißig und ich schwamm wohl behütet zwischen zwei Mädels ans Ufer.

 

Erster Wechsel problemlos. Aber der Weg zum Rad….ja, der war lang und hörte einfach nicht auf. Am Rad war ja bereits alles akribisch auf meine Ankunft vorbereitet und wie es meine Art ist millimetergenau ausgerichtet, sodass es auch hier problemlos weiter ging. Fröhlich radelte ich von dannen gen Frankfurt und sammelte die ersten Erfahrungen in Sachen Windschatten vermeiden. Die Streckenführung war bis Frankfurt ein wenig öde, aber sehr gut zu fahren. Dank wenig Gegenwind lief das Radel wunderbar, die Beine jammerten nicht und die Aeroposition war bequem….bis sie es irgendwann nicht mehr war. Es muss unglaublich komisch ausgesehen haben, wie ich nach ca. 25 gefahrenen Kilometern anfing, auf dem Rad hin und her zu rutschen, um es mir bequemer zu machen. Half leider nichts und so ergab ich mich in die erste schmerzhafte Erfahrung des Rennens: auf dem Sattel sitzen bleiben und weiter hübsch Aero fahren. Mittlerweile war ich dann irgendwann auf der zweiten von insgesamt zwei Radrunden durch Frankfurt angekommen, die theoretisch wunderschön am Main entlangführten, hätte man denn Zeit für die Betrachtung gehabt. Zwischendrin Anfeuerungsrufe unbekannter Herkunft, Ausweichmanöver aufgrund von Scherben, kurze Sorge ums heißgeliebte Radel, dass nach dem Brettern über ein paar Schienen komische kratzende Geräusche von sich gab. Und schon war die zweite Wechselzone erreicht. Runter vom Rad, joggend das Rad abgeliefert, dank Wettkampbesprechung die exakte Position des Wechselbeutels bereits vorab analysiert und sodann auch gleich gefunden. Während des Wechsels war sogar noch Zeit für ein kleines Schwätzchen mit einer Konkurrentin: „Was ein Stress, oder?“. Mit den Worten „Viel Spaß noch“ joggte ich guter Dinge und recht fit aus der Wechselzone. Schnell einem Helfer den Beutel in die Hand gedrückt und weiter auf die Laufstrecke. Und dann ging nix mehr. Massive Bauchkrämpfe, Atemnot als wäre ich bereits 5 km gesprintet. Aber „DNF“ geht ja nicht, also weiter gekämpft. Im wahrsten Sinne Meter für Meter. Die Krämpfe wollten und wollten nicht aufhören und ich musste die Schmach ertragen, mich permanent überholen zu lassen. Ab Kilometer 4 ließen die Krämpfe langsam nach, aber die Atmung blieb weiterhin spektakulär. Theoretisch hätte ich unterwegs eine wunderschöne Sightseeing-Tour durch Frankfurt gehabt. Praktisch war ich derart mit Atmen und weiterlaufen beschäftigt, dass ich absolut nichts mit bekam. Solange bis ein Lichtblick an der Strecke auftauchte: Henning. Das Abklatschen wollte nicht so richtig gelingen und so lief ich weiter und kämpfte mich voran. Und dann kam er, der Moment in dem ich Henning zum zweiten Mal beim Laufen sah und er brüllte „Das geht unter 3!“. Mein erstaunter Blick auf die Uhr: 2:31 Stunden, ja er hatte recht, das ging unter drei Stunden….Wenn ich denn noch ein wenig schneller laufen würde. Das war bei Kilometer 5 und die Erkenntnis, dass ich erstens noch 5 Kilometer vor mir habe und zweitens noch schneller laufen müsste, um ganz sicher unter 3 Stunden zu bleiben, lösten gemischte Gefühle aus. Natürlich Ehrgeiz. Super. Aber auch Sorge, denn so bombig fühle ich mich absolut nicht mehr. Mir war zwischenzeitlich eher nach Umkippen zumute und die Ganzkörper-Gänsehaut trotz des Schwitzens und warmen Temperaturen verhieß auch nichts Gutes. Letztendlich dachte ich das zweite Mal an dem Tag „Was solls“, biss die Zähne zusammen, hängte mich an eine mich flott überholende Frau und lief den letzten Kilometer hinten raus, was noch ging. Dann tauchte das Ziel auf, Menschenmassen, Musik, der Kommentator, der meinen Zieleinlauf durchgab und der selige Blick auf die Uhr, die mich mit 2:58 Stunden als erschöpfte, aber unglaublich glückliche „Olympionikin“ im Ziel begrüßte.

 

Zusammenfassend ist der Frankfurter City Triathlon ein wirklich toller Wettkampf. Als Einstieg für die Olympische Distanz meiner Meinung nach bestens geeignet und mit seinem Flair und gut besetztem Starterfeld auch sehr reizvoll. FCT – wir werden uns wiedersehen.

 von Jill