Saisonauftakt der Ultramarathonläufer - 50 km in Rodgau


Rodgau-Dudenhofen ist das Mekka der Ultraläufer in Deutschland zu Jahresbeginn. Die kleine und feine Veranstaltung genießt Jahr für Jahr mehr Zuspruch. Was im Januar 2000 mit 80 Startern begann, hatte in diesem Jahr mit 860 Startern einen neuen Teilnehmerrekord zu verzeichnen.

In Rodgau werden 50 km gelaufen, und zwar auf einer 5 Kilometer langen Runde, die 10 mal zu absolvieren ist. Das gibt vielen Läufern die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, ob sie die 50 km vollständig durchlaufen oder etwas verkürzen, den Lauf aber als langen Trainingslauf nutzen. Letzteres taten in diesem Jahr über 300 Läufer, 538 bewältigten die gesamte Distanz von 50 Kilometern. Der Kurs ist absolut flach und weist nur 8 "Höhenmeter" pro Runde auf. Dadurch kann man gemütlich unterwegs sein, ohne dass etwa Berge den Laufgenuss stören.

In diesem Jahr waren die Bedingungen perfekt. Angenehme Temperaturen knapp über 0 Grad sowie zeitweise Sonnenschein und beinahe Windstille waren ideal für den ersten langen Lauf des Jahres. Auch sonst ist in Rodgau alles bestens organisiert. Die Verpflegungsstelle bietet den üblichen Luxus von Ultraläufen, von dem Teilnehmer bei normalen Stadtmarathons nur träumen können, obwohl dort das Startgeld mehr als dreimal so hoch ist wie in Rodgau.

Nicht nur der Lauf selbst ist schön, er bietet auch eine nette Gelegenheit, Bekannte zu treffen und sich über die Pläne für die neue Saison auszutauschen oder über andere Dinge zu quatschen. Es gab ein Wiedersehen mit vielen guten Freunden und bei gemütlichem Tempo die Möglichkeit, über die Pläne für 2015 zu philosophieren.

Mein Plan war, die Runden möglichst gleichmäßig zu laufen und nach 5:15 Stunden ins Ziel zu kommen. Der Plan ging nahezu perfekt auf, bei 5:18 Stunden kann man nicht meckern. Es war ein sehr gelungener und verheißungsvoller Start in die neue Ultralauf-Saison, da ich die 50 km locker und ohne große Anstrengung absolvieren konnte – da geht noch was.

Auch in diesem Jahr war ich mit meinem Freund Harry Lange aus Bad Homburg angereist – einem stark sehbehinderten Läufer – der in einer anderen Dimension läuft – nicht nur optisch. Harry war nach 3:58 Stunden im Ziel der 50 km – sein Plan, es unter 4 Stunden zu schaffen, ging genau auf. Das sind übrigens im Schnitt 4:48 min/km – das schafft mancher bei einem 10-km-Lauf nicht :-). Aber Harry trainiert bei Kurt Stenzel – da sind solche Zeiten eben drin.

Für mich bedeutete dieser Wettkampf ein kleines Jubiläum: Es war mein 75. (Ultra-)Marathon, die 100 kommt langsam in Reichweite.

Tilo Kramer

Harry und ich im Ziel - die Kleidung passend zur Zielzeit gewählt: Harry unter 4 Stunden, ich über 5 Stunden :-)